Thomas Krautzer zum Thema „Digitalisierung“
Wir hatten das Glück Herrn Universitätsprofessor Thomas Krautzer für einen Vortrag zum Thema “Digitalisierung” gewinnen zu können. Herr Krautzer war jahrelanger Geschäftsführer der Industriellenvereinigung und ist momentan Professor an der Karl Franzens Universität Graz.
Thematisiert wurde Digitalisierung mit dem Fokus auf die Industrie. Hier eine kurze Zusammenfassung des Vortrags:
In der Steiermark findet sich ca. 34% der Wertschöpfung in der Produktion wieder. Digitalisierung spielt in Form von Sensorik, Simulation, Automatisierung und Internet of Things eine Rolle. Generell tendiert die Produktion momentanen zu der Losgröße 1 Produktion (just in time, just sequence) und wird in Zukunft voraussichtlich zu einer Individualisierung des Endprodukts erweitert.
Es wurde von Herrn Krautzer aufgezeigt, dass in Zukunft im Zusammenhang der Digitalisierung der Arbeitsmarkt Probleme haben wird. Aber nicht, weil es dann zu wenig Arbeit geben würde – nur andere Arbeit-, sondern weil mehr Qualifikationen benötigt werden. Dies stellt ein Problem da, da die Hälfte der momentanen Arbeitslosen in Österreich nur einen Pflichtschulabschluss besitzen. Weiters müsse man einige “Qualifizierte” erst an den Gedanken einer Nachtschicht gewöhnen. Die Lösung? Qualitativer Zuzug könnte ein Thema werden, sowie Frauen dazu ermutigen Lehrberufe der IT zu erlernen. (Technische Lehrberufe sind überhaupt sehr gefragt in der Produktion, laut einer Umfrage wäre es wünschenswert wenn es ca. 37.5 % der Angestellten einer Produktionsfirma wären.)
Die Digitalisierung verursacht jedoch auch bereits Probleme, z.B bricht in der USA durch sie momentan die Mittelschicht weg. Als Beispiel wurde Amazon genannt, mit gut verdienenden Programmierer auf der einen Seite und schlecht verdienenden Auslieferern auf der anderen.
Danach wurde mit Herrn Krautzer lange über Inhalt des Vortrags und andere Fragestellungen diskutiert. Beispiele:
Was ist das größte Problem der Industrie? Umwelt? Arbeitsplatz? Laut Herrn Krautzer die Technologie. Es tritt ein Lock-in Effekt durch bereits getätigte Investitionen ein. Dennoch: Je früher man aussteigt, desto besser.
Auf die Frage, ob er für das bedingungslose Grundeinkommen sei antwortete Herr Krautzer: Menschen brauchen Perspektive/Zukunft/Aufgaben (Viktor Frankl), daher hielte er das für keine gute Idee.
Anknüpfend zeigte Herr Krautzer Begeisterung für ein Projekt wo in Wien arbeitslosen jungen Männern durch Fußball spielen Struktur und Motivation in den Alltag gebracht wurde und dies in 80% der Fälle auch zu der Bereitschaft einer Lehrausbildung führte.
Schlussendlich wollte uns Herr Krautzer noch zwei Sachen mit auf dem Weg geben. 1. Obwohl man eigene Probleme hat, muss man Respekt vor den Problemen anderer zeigen. 2. Das in einer Fabrik zwar Roboter Menschen arbeitstechnisch ersetzen könnten, dann aber keine Innovation mehr stattfinden würde, da Maschinen dies nicht könnten.
Es war zusammenfassend gesagt, ein sehr spannender Abend.