Mittwoch, März 12, 2025
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Mario Matzer: „Niemand will mehr arbeiten“

(Foto: Unsplash, Marten Bjork)

Wir von der WIPOL freuen uns sehr, das neue Jahr mit dem bereits traditionellen Vortrag von Herrn Mag. Mario Matzer zu beginnen. An dieser Stelle möchten wir ihm für seine jahrelange Unterstützung herzlich danken.

„Niemand will mehr arbeiten“ 

So lautete das diesjährige Thema, das viele von uns schon einmal als Vorwurf an die jüngere Generation gehört haben. Auch unser Vortragender hört diesen Satz nach eigener Aussage immer wieder, etwa von Betriebsräten. In den beinahe drei Stunden seines Vortrags entwickelte Herr Matzer überzeugend, warum es scheinbar so ist, dass die junge Generation „nicht mehr arbeiten will“. Dank seiner spannenden und anschaulichen Darlegung verflog die Zeit jedoch wie im Nu, sodass niemandem die Länge des Vortrags negativ auffiel.

Zu Beginn betonte Herr Matzer, dass alles, was wir konsumieren oder als wertvoll erachten, nur durch Arbeit möglich wird. Darauf aufbauend folgte auch schon die erste große Erklärung. Viele Arbeiten sind heutzutage weder erfüllend noch sinnvoll im Hinblick darauf, tatsächlich Wert zu schaffen. Zur Untermauerung dieses Arguments verwies Herr Matzer auf David Graebers Forschung. Vielen ist er durch das thematisch passende Buch Bullshit Jobs bekannt. Darüber hinaus erläuterte er, dass manche Tätigkeiten nicht nur überflüssig sind, sondern unserer Gesellschaft sogar schaden können, etwa Lobbying, Finanzmarktspekulation oder die Rüstungsindustrie.

Das erodierte Leistungsprinzip

bildete das nächste große Thema. Die immer stärker werdende Einkommens- und Vermögensungleichheit sorgt dafür, dass zentrale gesellschaftliche Versprechen, wie etwa Wohneigentum, zunehmend unerreichbar werden. Heutzutage ist es oftmals nur noch durch Erbe möglich, sich eine eigene Wohnung oder ein Haus zu leisten. Dadurch werden Machtverhältnisse relevanter als tatsächliche Leistung. Besonders deutlich wird dies durch die stetig steigende Bedeutung von Erbschaften, wie beispielsweise im Fall des Mateschitz-Erbes. Hinzu kommen gravierende Gehaltsunterschiede zwischen vergleichbaren Tätigkeiten in verschiedenen Branchen, was laut Herrn Matzer stark von der Verhandlungsmacht der Gewerkschaften abhängt. So verdienen Sekretär:innen in einer Anwaltskanzlei trotz ähnlicher Leistung oft weniger als Angestellte im Metallgewerbe. An dieser Stelle wurde betont, wie essenziell es ist, Gewerkschaftsmitglied zu werden. Wenn man sieht, dass manche Menschen weniger leisten und dennoch weitaus mehr verdienen, ist es wenig verwunderlich, dass sich die Motivation, hart zu arbeiten, in Grenzen hält.

Der dritte und letzte Schwerpunkt

drehte sich um den Klimawandel. Schlechtes Zukunftsklima und katastrophale Prognosen führen dazu, dass viele Menschen eine „Die Zukunft ist egal“-Haltung entwickeln. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in sinkenden Geburtenraten wider, denn ohne Hoffnung auf eine lebenswerte Zukunft sinkt auch der Anreiz, sich in Arbeit und Familie zu investieren. Ein eindringlicher Appell von Herrn Matzer war, das Klimaproblem ernst zu nehmen und jetzt aktiv zu werden, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Problem der Menschheit können wir dieses Problem nur jetzt und nicht mehr später lösen.

Am Ende des wirklich mitreißenden Vortrags lag eine spürbare Aufbruchsstimmung in der Luft. Selten erlebt man eine derart starke Motivation, die Probleme unserer Gesellschaft und Menschheit anzugehen und zu überwinden.

 

 

 

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