Montag, Dezember 2, 2024
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Alternativen zum Kapitalismus – Grünes Wachstum im Fokus

Die Teilnehmenden der Wipol und der Plurale sitzen in einem Halbkreis. Karl Reimer präsentiert über den Beamer die Ergebnisse der Abstimmung
Am 30. Oktober 2024 sind wir in die erste Runde unserer Diskussionsreihe „Alternativen zum Kapitalismus“ gestartet. In dieser Ausgabe: Grünes Wachstum. (Fotos (c) WIPOL Steiermark / Lilli Frei)

In einer spannenden Diskussionsrunde haben wir Grünes Wachstum unter die Lupe genommen. Die Diskussionsrunde am 30.10.2024 war der Start in eine dreiteilige Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der Pluralen Ökonomik Graz. Die zentrale Frage: Welche Alternativen gibt es zum Kapitalismus, und was sind ihre jeweiligen Vor- und Nachteile. In der ersten Ausgabe die Strategie, die zum Beispiel der Green Deal der EU vorschlägt: Grünes Wachstum. Nach einem kurzen Inputvortrag von Karl Reimer öffnen wir eine Diskussion unter der Moderation von Lilli Frei: Brauchen wir grünes Wachstum? Kann man Wirtschaftswachstum und Emissionen trennen? Und welche Rolle spielen technische Innovationen in der Lösung unserer sozialen und ökologischen Herausforderungen?

Was ist Grünes Wachstum und wie soll es funktionieren?

Das Konzept des Grünen Wachstums setzt darauf, wirtschaftliches Wachstum mit dem Schutz der Umwelt zu verbinden. Ein Hauptziel ist die Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Umweltschäden. Dieses Ziel soll erreicht werden, indem der Staat ökologische Rahmenbedingungen setzt und Innovationskraft gefördert wird. Neue Technologien und Geschäftsmodelle, so wird argumentiert, könnten effizientere und umweltfreundlichere Produktionsprozesse ermöglichen. Durch die gezielte Förderung nachhaltiger Technologien sollen Ressourcen geschont und Emissionen reduziert werden, während die Wirtschaft weiter wächst .

Die Kritik: der Planet und die Gesellschaft hat Grenzen 

Allerdings gibt es auch ernsthafte Bedenken. Kritiker*innen betonen, dass der Kapitalismus in jeder Form dazu neigt, planetare Grenzen zu überschreiten, indem er die Ressourcen des Planeten übermäßig beansprucht. Studien zeigen, dass bisher kein empirischer Beweis für eine ausreichende Entkopplung von Wachstum und Emissionen existiert. Zusätzlich gibt es das Problem der „Externalisierung“: Emissionen werden oft in Länder des Globalen Südens verlagert, was das Problem globaler Ungleichheiten verschärft und eine Entkopplung verhindert.

Auch die Abhängigkeit von zukünftigen Innovationen wird kritisch gesehen. Obwohl technologische Fortschritte das Potenzial zur Verbesserung der Effizienz haben, tritt oft ein sogenannter Rebound-Effekt ein: Die gewonnenen Effizienzvorteile führen paradoxerweise zu mehr Konsum und damit zu höheren Emissionen. Ebenso ist das im EU Green Deal verankerte Ziel einer Kreislaufwirtschaft umstritten. Einige Expert*innen befürchten, dass physische Grenzen (Energieverluste, etc.) das Erreichen von geschlossenen Rohstoff- und Energiekreisläufen verunmöglicht .

Wie ist die Diskussion verblieben? Ein Resümee.

Wir haben die Hauptargumente gesammelt und die Teilnehmer*innen abstimmen lassen. Das waren die Ergebnisse: 

Die Grafik zeigt die Argumente, die während der Diskussion gesammelt wurden und eine Abstimmung von den Teilnehmenden.

Die Grafik zeigt die Argumente, die während der Diskussion gesammelt wurden und eine Abstimmung von den Teilnehmenden.
Ein Resümee der Diskussion. Die zentralen Argumente der Teilnehmenden für und Gegen Grünes Wachstum und die jeweilige Zustimmung.

Unsere Diskussionsrunde hat einige offene Fragen zurückgelassen: viele werden wir bei der nächsten Diskussionsrunde weiterbesprechen. Denn, die unterliegende Grundfrage ist: brauchen wir Wachstum? Liegt es in der Natur des Menschen, nach unendlichem Wachstum zu streben, oder könnten wir lernen, „gut genug“ als Ziel zu akzeptieren? – die Diskussion geht weiter.

 

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