Mario Matzer: Wirtschaftspolitik in Corona-Zeiten
Von der ungleichen Vermögensverteilung über die bestmögliche Vermeidung eines wirtschaftlichen Zusammenbruchs bis hin zum Debunking beliebter Verschwörungstheorien handelte der Vortrag des bei der AK tätigen Ökonomen Mario Matzer.
Die Corona-Krise trifft die Menschen in unterschiedlichen Ländern und Bevölkerungsschichten ganz unterschiedlich hart, meint Volkswirt Mario Matzer, der für die WIPOL letzte Woche einen volkswirtschaftlichen Vortrag gehalten halt. Das hängt laut Matzer, der als Ökonom für die AK Steiermark tätig ist, einerseits von den verschiedenen Staats- und Regierungsformen der Länder ab, andererseits aber auch von der Machtverteilung innerhalb einer Gesellschaft. So sind totalitäre Länder beispielsweise in der Lage, Regeln schneller und strenger durchzusetzen und Reichere sind näher an den notwendigen Ressourcen, die sie brauchen, um die Pandemie gut durchzustehen. Ganz in Gegensatz zu demokratischen Ländern, die den Fokus auf die Meinungsfreiheit und Solidarität der Bevölkerung legen bzw. zu Ärmeren, die durch monetäre Restriktionen keinen Zugang zu Ressourcen oder notwendigen Informationen haben, um die Pandemie gut zu bewältigen.
Wirtschaftspolitik – Multiplikatoreffekt und einbrechende effektive Nachfrage
Eine unserer größten Probleme stellt laut Mario Matzer die Ungleichverteilung des Netto-Vermögens dar. Während die Wirtschaft durch Güter und Dienstleistungen sowie durch Import und Export wächst, nehmen das reichste Prozent in unserem Land verhältnismäßig viel mehr ein als die restlichen 99 Prozent. Diese Aggregation an Vermögen gekoppelt mit einem guten Netzwerk und mit besseren Chancen auf Bildung führt zu einer schiefen Machtverteilung.
Auf die Frage unserer TeilnehmerInnen, ob wir einer Inflationsgefahr ausgesetzt sind, antwortete Matzer, dass er diesbezüglich derzeit keine Gefahr sieht, da die Nachfrage sehr gering ist und er keine Bildung einer Hochinflation erwartet. Eine große Gefahr liegt in seinen Augen aber im fiktiven Kapital, doch, sollte diese Blase platzen, wäre eine Inflation noch das geringste Übel.
Verschwörungstheorien
Gegen Ende seiner Präsentation stellte uns Mario Matzer noch einige Verschwörungstheorien vor und ermutigte uns, diese stets kritisch zu hinterfragen und wissenschaftliche Ansätze zu benutzen. Unter anderem ging es um das Narrativ, dass das Coronavirus künstlich von den USA, China oder der Pharmaindustrie geschaffen wurde, um den Verschwörungsmythos rund um Bill Gates und ein Impf-Chip-Programm und sowie um einen Pseudozusammenhang zwischen 5G-Netzen und der Ausbreitung der Pandemie. Beim letzten Punkt ist zwar eine Korrelation erkennbar, doch gerade deshalb sei es sei wichtig zu betonen, dass eine Korrelation noch lange keine Kausalität ist.
Obwohl sich viele unserer Studierenden gerade in der Prüfungszeit befunden haben, gab es von Seiten unserer TeilnehmerInnen viele Fragen was das große Interesse an Mario Matzers spannendem Vortrag widerspiegelt. Zu guter Letzt präsentierte Matzer einige Lösungsvorschlänge, um einen wirtschaftlichen Zusammenbruch nach der Bewältigung der Corona-Krise zu vermeiden: Etwa die Finanzierung der krisenbedingten Kosten über Vermögenssteuern für Superreiche, eine offensive Konjunkturpolitik vonseiten der EU, eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes sowie die Zunahme an Investition vonseiten des Staates.
Sehr guter Vortrag – sehr gut erklärt – leicht verständlich -auf allen Fragen eingegangen!
Da ich gestern 2 Fragen gestellt habe im Chat – gibt es auch die Antworten von allen Fragen?
Hoffe es gibt wieder einmal die Gelegenheit, wieder einmal sich weiter zu bilden oder Aufklärung zu erhalten DANKE!
Lieber Herr Siegl,
es freut uns, dass Ihnen der Vortrag von Mario Matzer gefallen hat. Ich gehe aber davon aus, dass Sie gestern beim VHS-Vortrag mit Herrn Matzer waren, das hat mit uns als WIPOL direkt nichts zu tun. Allerdings bin ich mir sicher, dass Herr Matzer Ihre Fragen gerne beantwortet, wenn Sie ihm ein E-Mail schreiben. Seine Mailadresse schicke ich Ihnen gerne per Privatnachricht.
Herzlichen Gruß
Raffael von der WIPOL