Die Vier-in-einem-Perspektive von Frigga Haug
von Caroline Pöchlauer (9. Jahrgang)
Die deutsche Soziologin und Philosophin Frigga Haug stellt mit ihrer Utopie von Frauen, die eine Utopie für alle ist, ein neuartiges Konzept zur grundlegenden Veränderung von Arbeitsteilung vor (Haug, 2008). Haug zeigt auf, dass in unserer Gesellschaft bezüglich der Arbeitsteilung „eine allgemeine tiefe Ungerechtigkeit herrscht“, die es zu bekämpfen gilt. Als Antwort darauf entwirft sie eine perspektivistische Leitlinie zur grundlegenden Veränderung von Arbeitsteilung, in der die vier Bereiche menschlicher Tätigkeit verknüpft sind. Diese sind:
1) die klassische Erwerbsarbeit,
2) die „Arbeit an sich selbst und an anderen Menschen“ (Haug 2008, S.20) , also die Pflegearbeit,
3) eine lebenslange Weiterbildung und
4) die politische Betätigung, um in die Gestaltung der Gesellschaft einzugreifen.
Von den 16 Stunden, die jeder Mensch täglich zur Verfügung hat, könnten demnach für jeden Bereich 4 Stunden aufgewendet werden. Dies würde bedeuten, dass jede*r 20 Stunden Erwerbsarbeit pro Woche nachgeht. Diese Teilzeitbeschäftigung würde, so Haug auch das Problem der Arbeitslosigkeit lösen und prekäre Arbeitsverhältnisse verhindern. Auch die anderen drei Bereiche können in diesem Modell als qualifizierte Arbeit betrachtet werden, die ebenso erlernt werden muss. Die Deklaration von Tätigkeiten wie Weiterbildung oder Kindererziehung als Arbeit, würde auch zu einer Aufwertung dieser Tätigkeiten führen und der gesellschaftlichen Entwicklung dienen. Wichtig dabei ist, die vier Bereiche nicht isoliert zu betrachten, sondern sie zu verknüpfen um sie als würdevolle, menschliche Beschäftigung und zur persönlichen Entfaltung jedes*r einzelnen zu sehen (Haug 2008, S.20).
Literatur
Haug, Frigga: Die Vier-in-einem-Persektive. Politik von Frauen für eine neue Linke, Hamburg: Argument 2008.