Sonntag, Oktober 6, 2024
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Heinz D. Kurz: „Einführung in eine düstere Wissenschaft“

Mit Heinz D. Kurz hat eine echte Koryphäe dem 13. Jahrgang der WIPOL Steiermark einige Grundzüge der politischen Ökonomie nähergebracht. Bei der Einführungsveranstaltung diskutierten wir unter anderem über große Denker wie Adam Smith, Max Weber und Karl Marx, aber auch über den Fluch mathematischer Modelle sowie den wirtschaftlichen Aufstieg Chinas.

Ökonomie sei die Schaffung von Reichtum, meinte einst Adam Smith (1723 – 1790), der große Pionier der Wirtschaftswissenschaften. Und nicht zuletzt anhand von Smiths Denken hat niemand geringerer als Heinz D. Kurz unter dem Motto „Was ist und zu welchem Ende studieren wir politische Ökonomie? Einführung in eine düstere Wissenschaft“ (einer Anspielung auf Friedrich Schiller) den 13. Jahrgang der WIPOL Steiermark in das Fach VWL eingeführt. Kurz ist nicht nur emeritierter Professor am Grazer Schumpeter Center, sondern auch eine jener Koryphäen seines Fachs, die sich nicht zu schade dafür sind, ihr Wissen in einer Einführungsveranstaltung an interessierte Neulinge bzw. Studierende weiterzugeben.

„Der Adam und der Schmied der Wirtschaftswissenschaften“

Und genau darum ging es bei dem WIPOL-Seminar mit Professor Kurz Ende Oktober auch: Während eine umfassende Einführung in die politische Ökonomie innerhalb eines Abends freilich nicht möglich ist, hat uns Kurz dabei unter anderem einige Sternstunden der Wirtschaftsgeschichte (um auf einen Buchtitel von Stefan Zweig anzuspielen) nähergebracht: Wie gewaltig sich die Welt seit Beginn der industriellen Revolution verändert hat und wie die großen Ökonomen darüber nachgedacht haben.

Auf durchaus launige Art erzählte uns Kurz dabei etwa vom bereits erwähnten Adam Smith, den er „den Adam und den Schmied der Wirtschaftswissenschaften“ nannte, aber auch von Max Weber (1864 – 1920), der den Siegeszug des Kapitalismus in Europa auf den Aufstieg der protestantischen Arbeitsethik in Folge der Reformation zurückführt, Joseph Schumpeter (1883 – 1950) und seiner Theorie von der „schöpferischen Zerstörung“ und auch den – von seinen Anhänger:innen wie Gegner:innen – häufig missverstanden Karl Marx (1818 – 1883).

Ein Buch des Grazer Professors als Bestseller in China

Dass die Volkswirtschaftslehre, wie sie heute an den Unis gelehrt wird, eher mathematisch geprägt ist, kritisierte Kurz dabei durchaus. Denn mathematische Modelle seien zunächst schwer zu erlernen „und wenn man es am Ende verstanden hat, übermannt es einen“, sagte Kurz. Auch die Klimaproblematik wurde natürlich andiskutiert, diese bezeichnete der Ökonom als das „nichtintendierte Resultat zweckgerichteten menschlichen Handelns“.

Auch der wirtschaftliche Aufstieg Chinas war eines der Themen, die wir mit Professor Kurz besprachen – zu aller Überraschung zeigte uns Kurz dabei sein Standardwerk Geschichte des ökonomischen Denkens (Verlag C. H. Beck) in chinesischer Übersetzung, das im Reich der Mitte ein Bestseller gewesen sei. Und nach zweieinhalb Stunden politischer Ökonomie hat sich der rege Austausch zwischen den WIPOLis und Prof. Kurz schließlich noch bei einem Bier im „Brot und Spiele“ bis in die Nachtstunden fortgesetzt.

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