Samstag, Juli 27, 2024
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Steigende Lebensmittelpreise – Überlegungen zu den Ursachen, Problemlagen und Lösungen

 

Susanne Bauer, Leiterin der Abteilung für Marktforschung bei der AK Steiermark, teilte Anfang Mai in einem Vortrag Ihre Überlegungen zu steigenden Lebensmittelpreisen mit uns.

Susanne Bauer ist nicht bloß Leiterin der Abteilung für Marktforschung bei der Arbeiterkammer Steiermark, sondern zeitgleich auch Vorsitzende der Naturfreunde Graz, die uns freundlicherweise Ihre Räumlichkeiten zur Verfügung stellten. Nach kurzer Vorstellung Ihres Tätigkeitsbereichs bei der Arbeiterkammer, leitete die Vortragende zum Kernthema des Abends über steigende Lebensmittelpreise.

Ausgehend vom Lebensmittelwarenkorb der AK Steiermark – welcher rund 650 Produkte umfasst – sind die Preise für Nahrungsmittel seit 2013 um rund fünzig Prozent gestiegen. Die Ursachen dessen sowie damit einhergehende Gefahren und potenzielle Lösungsansätze wurden im Vortrag in aller Ausführlichkeit geschildert und besprochen.

Wie entstehen hohe Lebensmittelpreise?

Die Gründe für die rapide ansteigenden Lebensmittelpreise sind vielfältig. Ein zentraler Aspekt, schildert Susanne Bauer, ist die sich verfestigende Oligopolstruktur am Lebensmittelmarkt. Dies bezieht sich nicht nur auf die Konzentration in Österreich – wo sich knapp 85 Prozent der Anteile in den Händen von Spar, Rewe und Hofer bündeln – sondern gilt auch auf globaler Ebene. Lediglich fünf Vermögensgesellschaften – darunter BlackRock, Vanguard und Capital Investors – halten etwa 10 bis 30 Prozent der Anteile an den führenden Unternehmen des Agrar- und Ernährungssektors.

Exzessive Spekulation an den Finanzmärkten

Ein ebenfalls bedeutsamer Einflussfaktor auf Lebensmittelpreise ist die Finanzialisierung von Lebensmitteln. Diese unterliegen, ebenso wie die meisten anderen Güter, den Prinzipien des Kapitalmarktes. Ergo werden sie auch wie jedes andere Gut gehandelt, ohne die Sensibilität und außerordentliche Wichtigkeit dieses Gutes zu berücksichtigen.

Gefahren durch steigende Lebensmittelpreise

Die Problemlagen, welche mit steigenden Nahrungsmittelpreisen einhergehen, sind ebenso vielfältig wie deren Ursachen. Potentiell drohende Gefahren sind etwa um Rohstoffe geführte kriegerische Auseinandersetzungen, Landgrabbing bzw. Abholzung von unberührtem Lebensraum, um Nahrungsangebote zu erhöhen oder auch ein durch den anhaltenden Anstieg der Inflation verursachter realer Wohlstandsverlust.

Was tun gegen explodierende Lebensmittelpreise?

Eine mögliche Teillösung, so unsere Vortragende, wäre der freiwillige Verzicht von Banken und Fondsgesellschaften auf Finanzspekulation mit Nahrungsmitteln. Aufgrund der enormen Wichtigkeit von Lebensmitteln, wäre etwa denkbar, ebenjenen Gütern ein Sonderstatus einzurichten, wodurch sie von exzessiver Spekulation am Finanzmarkt geschützt blieben.

Abgesehen von einer Regulierung des Agrarhandels wäre eine Reduktion der Konzentration im Lebensmittelmarkt sowie eine Wiederherstellung der Nahrungsmittelvielfalt empfehlenswert, so Susanne Bauer in Ihrem abschließenden Statement. Unmittelbar nach diesem kritischen Schlusswort entstand eine intensive Diskussion mit unseren Teilnehmenden, in der zahlreiche Themen und Lösungsansätze aus dem Vortrag sowie darüber hinaus kritisch beleuchtet und diskutiert wurden.

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